Laut und widerständig: Tausende Metallerinnen und Metaller protestieren gegen Siemens-Sparpläne in Berlin
Es war ohrenbetäubend. Mehrere Tausend Siemens-Beschäftigte und Betriebsräte aus ganz Deutschland und UnterstützerInnen kamen am Donnerstagmorgen in Berlin-Neukölln zusammen, um für den Erhalt ihrer Werke und gegen die Sparpläne des Siemens Konzerns zu protestieren. Tausende Arbeitsplätze in Deutschland sind bedroht, ein großer Teil davon in Ostdeutschland. Die Kolleginnen und Kollegen aus den Werken in Leipzig-Plagwitz und Görlitz füllten die ersten Reihen der Kundgebung.
Ob Leipzig, Görlitz, Berlin, Erfurt, Offenbach oder Duisburg. Die Botschaft steht für alle betroffenen Standorte. Foto: jme
Laut und in der ersten Reihe. Kolleginnen und Kollegen von Siemens in Plagwitz. Foto: Christian von Polentz
Thomas Clauß, Betriebsratsvorsitzender von Siemens in Plagwitz spricht dieser Tage viel mit Journalistinnen und Journalisten. Foto: jme
Doreen Apitzsch ist Vertrauensfrau der IG Metall bei Siemens Compressor Systems. „Ich bin hier, um für unseren Standort zu kämpfen. Wir kämpfen gemeinsam mit dem ganzen Stadtteil Plagwitz für unser Werk. Wir lassen uns nicht gefallen, was Siemens mit uns vorhat.“ Foto: Christian von Polentz
Birgit Steinborn, Vorsitzende des Siemens-Gesamtbetriebsrates: „So etwas habe ich in meiner langen Zeit bei Siemens noch nicht erlebt. Wir werden diesen Angriff nicht hinnehmen.“ Foto: Christian von Polentz
SPD-Chef Martin Schulz:“Der Begriff ‚Vollzeitäquivalent‘ heißt nichts anderes als Kostenfaktor mit zwei Ohren. Was ist das eigentlich für eine Haltung gegenüber Menschen, die ihre Arbeitskraft für dieses Unternehmen jeden Tag einsetzen?“ Die Kürzungspläne nannte Schulz „asozial“. Foto: Christian von Polentz
Olivier Höbel Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen: „Wir werden Joe Kaeser zeigen was eine Harke ist.An jedem Arbeitsplatz in der Industrie hängen vier weitere, etwa bei Zulieferbetrieben. Jeder Arbeitsplatz hat ein Gesicht.“ Foto: Christian von Polentz
IG Metall-Vorstandmitglied Jürgen Kerner: „Wir erwarten Respekt. Wir erwarten keine Videobotschaften, sondern wir erwarten an den Standorten den Siemens-Vorstand zum Gespräch.“ Foto: Christian von Polentz
Im Görlitzer Gasturbinenwerk sind von den Schließungsplänen 1000 Stellen bedroht, in Leipzig 270, Im Berliner Gasturbinenwerk will Siemens 300 Stellen abbauen, und im Berliner Dynamowerk soll die Fertigung mit 700 Beschäftigten schließen. Insgesamt will Siemens weltweit 6900 „Vollzeitäquivalente“ abbauen, davon die Hälfte in Ostdeutschland.
Doch der Widerstand gegen die Pläne hat in den letzten Wochen kräftig Fahrt aufgenommen. In Leipzig-Plagwitz hält der Stadtteil zu den Beschäftigten und viele AnwohnerInnen, Gewerbetreibende oder Kunstschaffende beteiligen sich an Aktionen oder unterstützen den Protest mit ihrer eigenen Kreativität – wie beispielsweise mit dem „PLGWTZ“-Plakat, das in Plagwitz nicht zu übersehen ist und dass auch den Kopf dieses Blogs ziert.
Nach Ende der Kundgebung am Donnerstagmorgen, nach den Reden der GewerkschafterInnen und der Politprominenz kamen die Siemens-Betriebsräte aus ganz Deutschland zum Siemens-Betriebsrätetag zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. jme