Interview mit dem Leipziger IG Metall-Chef Bernd Kruppa zum Kampf um das Siemens-Werk in Plagwitz
An diesem Donnerstag will die Siemens-Konzernführung Details zu ihren Kürzungsandrohungen dem Wirtschaftsausschuss vorstellen. Was erwarten Sie von dem Termin?
Ich erwarte mindestens, dass die Kolleginnen und Kollegen in den auf der Streichliste stehenden Betrieben endlich Klarheit haben, was mit ihnen geschieht. Das betrifft in Leipzig-Plagwitz die 270 Beschäftigten bei der Siemens Compressor Systems GmbH, aber auch die Beschäftigten in den anderen betroffenen Standorten. Es geht insgesamt um mehrere tausend Menschen.
Konkret ist noch nichts bekannt?
Nein! Und das bringt den Beschäftigten große Unsicherheit. Und es macht sie wütend. Die Konzernführung hat die Bundestagswahl abgewartet, um dann über das Managermagazin die Kürzungen anzukündigen – ohne Details zu nennen. Das ist nicht nur ein Affront, sondern eine Kampfansage. So ein Verhalten können wir prinzipiell nicht hinnehmen.
„Prinzipiell“ heißt konkret?
Das heißt konkret: Wenn ein Weltkonzern, der sich für sein soziales Engagement auszeichnen lässt, sich so unsozial verhält, bekommt er es mit uns zu tun. Wenn Konzernbürokraten am Reißbrett Streich- und Kürzungslisten erstellen; anscheinend ohne zu wissen, wie die wirtschaftliche Situation vor Ort aussieht und was sie den Beschäftigten und ihren Familien damit antun, dann ist das für uns als Gewerkschaft eine Kampfansage.
Die Konzernführung spricht von Einbußen in der Kraftwerkssparte, die die Kürzungen notwendig machen. Damit muss die Gewerkschaft umgehen, oder?
Sicherlich, und das tun wir auch. Die Betriebsräte, nicht nur in Leipzig, haben angekündigt, Alternativkonzepte erarbeiten zu wollen. Wir haben in den Betrieben große Kompetenz und großes Fachwissen, nur das muss eben auch anerkannt und gehört werden. Nicht nur Leipzig ist ein wirtschaftlich arbeitender Betrieb mit hochspezialisierten Produkten. Dazu liegt das Leipziger Kompressorenwerk in einem kreativen und innovativen Umfeld, von dem Siemens immer wieder profitiert hat.
Aktuell entsteht der Eindruck, dass für die Marge Menschen über die Klinge springen sollen. Siemens-Chef Joe Kaeser hat nach der Bundestagswahl angesichts des Erfolges der AfD von „Elitenversagen“ gesprochen und davon, wie wichtig es ist Menschen „einzubinden und ihnen eine Perspektive zu geben“. Aber hier geschieht genau das Gegenteil. Und hier werden Werte vernichtet. Da kommen dann die Anwälte und Manager und erzählen unseren Leuten, dass sie überflüssig sind. Aber es sind die Beschäftigten mit ihrem Wissen und ihrem Können, die die Werte erarbeiten und die den Profit erwirtschaften. Fragen: jme